Ein Geschenk für meine Leser: Die gläserne Rose

Eine Kurzgeschichte von Gabriele Ennemann

Hier können Sie eine meiner Kurzgeschichten lesen. Den Anfang gibt es hier, die komplette Geschichte steht am Ende als PDF zum Downloaden bereit. Viel Spaß - und ich freue mich natürlich über Feedback!

Die gläserne Rose

„Ich muss es schaffen! Ich darf jetzt nicht schlapp machen!“
Das herzzerreißende Schluchzen Lughs, dem ein heftiges Schniefen folgte, hallte durch den nächtlichen Wald. Zu dieser Jahreszeit roch es nach wildem Honig, saftigen Grünblättern und Djunbeeren, die die Zunge blau färbten, wenn man sie aß. Der Spätsommer war ungewöhnlich warm, sodass es selbst in der Nacht kaum abkühlte. Lugh spürte, wie sich kleine Schweißtropfen auf seiner Oberlippe bildeten.

Er wischte sie mit dem Handrücken fort. Früher war er oft mit seinem Vater in den nächtlichen Wald gegangen, um Mitternachtsgräser für Mutters Hausapotheke zu sammeln, daher schreckte ihn die Rätselhaftigkeit der Dunkelheit nicht. Wäre dies eine normale Nacht gewesen, hätte er sich wie immer über die Köstlichkeiten des Waldes hergemacht. Doch seitdem seine Eltern in einem tiefen Schlaf lagen, aus dem sie nicht erwachten, und es auch seiner Zwillingsschwester Kaya von Tag zu Tag schlechter ging, mochte er nicht mehr essen. Der hiesige Quacksalber, wie ihn die Dorfbewohner nannten, war ratlos, und da sich jeder vor Ansteckung fürchtete, stand niemand dem Jungen bei. Er rechnete ständig damit, selbst zu erkranken, doch der unheimliche Schlaf hatte ihn bisher verschont.

Als schließlich das ganze Dorf in tiefer Bewusstlosigkeit lag...

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Foto: Copyright Tobias Grimm